AT-OeStA/HHStA Haus-, Hof- und Staatsarchiv (Abteilung)

Archive plan context


Ref. code:AT-OeStA/HHStA
Abteilung:Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Adresse:Minoritenplatz 1, A-1010 Wien
Telefon:0043-1-79540640-801
E-Mail:hhsta@oesta.gv.at
Website:www.oesta.gv.at
Öffnungszeiten des Lesesaals:Montag bis Mittwoch 9-16 Uhr, Donnerstag 9-18 Uhr, Freitag 9-13 Uhr
Level:Abteilung
Geschichte der Abteilung:Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv wurde 1749 als "Geheimes Hausarchiv" gegründet und war zunächst als zentraler Aufbewahrungsort für Haus- und Staatsurkunden konzipiert, die bis dahin nicht zuletzt als Folge der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Länderteilungen über die verschiedenen ehemaligen Herrscherresidenzen der Habsburgermonarchie (Wien, Graz, Innsbruck, Prag) verstreut lagerten. Die in einen europäischen Krieg mündenden Auseinandersetzungen um das Erbe Kaiser Karls VI. (Österreichischer Erbfolgekrieg 1740-1748) hatten die dringende Notwendigkeit aufgezeigt, die eigenen Rechts- und Herrschaftstitel für politische Auseinandersetzungen in der Haupt- und Residenzstadt Wien stets griffbereit zu haben.
Der Name Haus-, Hof- und Staatsarchiv setzte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts durch, bringt aber die Vielfalt der hier aufbewahrten Bestände am besten zum Ausdruck: Neben den aus dem ursprünglichen Auftrag des Archivs hervorgegangenen Urkundenreihen und habsburgisch-lothringischen Hausarchiven hatte das Archiv schließlich auch die Registraturen der für die Außenpolitik der Habsburgermonarchie zuständigen Behörden aufzunehmen, also vornehmlich der Staatskanzlei (1742-1848) und des Ministeriums des kaiserlichen Hauses und des Äußern (1848-1918) sowie ihrer Auslandsvertretungen. Der Staatskanzlei (bzw. dem Ministerium des Äußern) war denn auch das Archiv ab 1762 unterstellt. Seit 1945 bildet das Haus-, Hof- und Staatsarchiv eine Abteilung des Österreichischen Staatsarchivs, das dem Bundeskanzleramt untersteht.
Das Archiv war aber nicht nur "Hausarchiv" und "Staatsarchiv", sondern eben auch "Hofarchiv", indem es das Schriftgut der obersten Hofämter (Obersthofmeister, Oberstkämmerer, Obersthofmarschall und Oberststallmeister) zu übernehmen hatte. Vor allem die Gruppe der Hofarchive bereichert die Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs um kultur- und kunsthistorisch besonders interessantes Material, unterstanden doch die Sammlungen des Kaiserhauses, Hofoper und Hofburgtheater dem Oberstkämmerer- bzw. Obersthofmeisteramt. Auch das in der Kabinettskanzlei, dem zentralen Sekretariat des Kaisers, erwachsene Schriftgut findet sich heute im Haus am Minoritenplatz.
Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ist schließlich auch - aufgrund der Doppelfunktion der Habsburger als Landesfürsten in den einzelnen Erbländern (seit 1804 österreichische Kaiser) einerseits und als Häupter des Heiligen Römischen Reichs (bis 1806) andererseits - Aufbewahrungsort des aus dem Geschäftsgang der obersten Reichsbehörden, Reichshofkanzlei und Reichshofrat, hervorgegangenen Schriftgutes. 1852 kam noch das nach dem Erlöschen des Reichs 1806 verwaiste Mainzer Erzkanzlerarchiv hinzu.
Mit den genannten großen Segmenten ist freilich die ganze Bandbreite der Bestände noch nicht erschöpft. Zu nennen wären insbesondere die zum Teil künstlich aus verschiedenen Provenienzen gebildeten "Länderabteilungen" (Österreichische Akten, Klosterakten, Ungarische Akten, Italien-Spanischer Rat, Belgien-Niederländisches Departement), die Gruppe der Herrschafts- und Familienarchive und der Nachlässe oder Sammelbestände wie die sogenannte "Große Korrespondenz" (private oder offiziöse Briefwechsel führender Persönlichkeiten des politischen Lebens der Habsburgermonarchie), die "Kriegsakten" oder die Handschriftensammlung.
Die im Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten Archivalien, zusammen etwa 250.000 archivalische Einheiten (davon ungefähr 80.000 Urkunden und ca. 3.000 Handschriften), umspannen einen denkbar weiten Zeitrahmen: von der ältesten Pergamenturkunde aus dem Jahre 816 bis zum Ende der Donaumonarchie 1918.
Das Archiv war seit seiner Gründung 1749 zunächst im Reichskanzleitrakt der Hofburg untergebracht, wo es allerdings rasch in Raumnot geriet und große Teile seiner Bestände in verschiedenen Ausweichquartieren lagern mußte.
1899-1902 wurde daher am heutigen Standort nach damals modernsten Gesichtspunkten ein eigener Archivzweckbau errichtet, in dem erstmals alle Bestände unter einem Dach vereinigt werden konnten.
Bestände:1. "Reichsarchive"
Reichshofrat
Reichshofkanzlei
Reichshofrat und Reichshofkanzlei Verfassungsakten
Mainzer Erzkanzlerarchiv
Reichskammergerichtsakten oder "Wetzlarer Akten"

2. Diplomatie und Außenpolitik vor 1848
Geheime Staatsregistratur
Staatskanzlei
Staatenabteilungen
Große Korrespondenz
Kriegsakten
Collection Diplomatique

3. Diplomatie und Außenpolitik 1848-1918
Ministerium des Äußern: Politisches Archiv, Administrative Registratur, Informationsbureau, Literarisches Büro/Presseleitung, Delegationen
Gesandtschafts- und Konsulatsarchive

4. Habsburgisch-Lothringische Hausarchive
Hausarchiv
Estensisches Familienarchiv
Lothringisches Hausarchiv

5. Kabinettsarchiv
Alte Kabinettskanzleiakten
Kaiser-Franz-Akten
Vertrauliche Akten
Bittschriften
Zentralinformationsprotokolle
Kabinettskanzlei
Staatsrat
Staatskonferenz
Ministerkonferenzbureau
Reichsrat und Verstärkter Reichsrat
Jüngerer Staatsrat
Generaladjutantur, Gendarmeriedepartement
Studienrevisionshofkommission
Militärgouvernement Wien, Präsidialakten

6. Hofarchive, Privat- und Familienfonde
Obersthofmeisteramt
Oberstkämmereramt
Obersthofmarschallamt
Oberststallmeisteramt
Staatsnotariat, Staatssiegelamt, Oberster Verwalter des Hofärars
Hofstaatsverwaltungen von nichtregierenden Mitgliedern des kaiserlichen Hauses
Obersthofmeisteramt (Sekretariat) der Kaiserin Elisabeth
Schloß- und Hofgartenverwaltungen
Generaldirektion der Privat- und Familienfonde
Herrschaftsarchive der Privat- und Familienfonde
(Der Bestand "Kriegsgeschädigtenfonds" wurde an das Archiv der Republik abgetreten.)

7. Urkundenreihen, Siegelabguss- und Typarsammlungen
Allgemeine Urkundenreihe
Habsburg-lothringische Familienurkunden
Niederländische Urkunden
Lothringische Urkunden
Türkische Urkunden
Aggsbach, Chiemsee, Gschwendt, St. Michael/Etsch, Görzer Urkunden, Urkundenabschriften, Staatsverträge Abschriften und Drucke
Siegelabgußsammlungen
Siegelstempel- und Typarsammlung

8. Handschriftensammlungen
Orientalische Handschriften der Konsularakademie
Handschriftensammlung

9. Länderabteilungen
Österreichische Akten
Klosterakten
Niederösterreichisches Landmarschallamt
Italien-Spanischer Rat
Ungarische Akten
Belgien-Niederländisches Departement

10. Sonderbestände
Nachlässe, Herrschafts- und Familienarchive (teilweise als Depots unter Vorbehalt des Eigentumsrechts hinterlegt), Plan- und Kartensammlung, Partezettelsammlung
Mikrofilm- und Photoarchiv


Extent:etwa 80.000 Urkunden, 150.000 Kartons und amtliche Bücher, 12000 Stück Karten und Pläne, 3000 Handschriften, 36.000 Siegelabgüsse und Siegelstempel, 40000 Partezettel
Laufzeit:2/6/0816 - 1922
Literatur:Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, hrsg. von Ludwig Bittner. 5 Bde. Wien 1936-1940 (Inventare österreichischer staatlicher Archive V/4-8).
Auer, Leopold/Wehdorn, Manfred (Hrsg.), Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Geschichte-Gebäude-Bestände (Innsbruck 2003).
Neck, Rudolf: The Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Its history, holdings and use. In: Austrian History Yearbook 6/7 (1970/1971), S. 3-16.
Kammerhofer, Leopold, Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv, in: Das Österreichische Staatsarchiv (Schatzhaus Österreich), 14-29.
Hochedlinger, Michael, Das k.k. "Geheime Hausarchiv", in: Josef Pauser / Martin Scheutz / Thomas Winkelbauer (Hg.), Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.-18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 44, Wien u.a. 2003), 33-44.
Hochedlinger, Michael/Thomas Just, "Diese Diebstähle sind einmalig in der Geschichte der Archive der Welt". Die Affäre Grill. Eine Personalgeschichte des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zwischen der Ersten und der Zweiten Republik, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 113 (2005), 362-388.
Hutterer, Herbert /Thomas Just, Zur Geschichte des Reichsarchivs Wien 1938-1945 (Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag Bd. 10, Essen 2007), 313-325.
Hochedlinger,Michael, Lothar Groß 1887-1944. Zur Geschichte des österreichischen Archivwesens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Archivalische Zeitschrift 89 (2007) 45-118.
Just, Thomas, Ludwig Bittner (1877-1945). Ein politischer Archivar, in: Karel Hruza (Hg.), Österreichische Historiker 1900-1945. Lebensläufe und Karrieren in Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei in wissenschaftsgeschichtlichen Porträts (Wien 2008), 283-306.
Just, Thomas, Oswald Redlich als Archivbevollmächtigter der Republik (Deutsch-)Österreich, in: MIÖG 117 (2009), 418-425
Just, Thomas, Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in der NS-Zeit. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 54 (2010) = Archive unter dem Hakenkreuz, S. 103-147
Just, Thomas, Der Neubau des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs und der Besuch Kaiser Franz Josephs I. im Jahre 1904, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 55 (2011) = Beruf(ung) Archivar. Festschrift für Lorenz Mikoletzky, S. 187-206.
Müller, Phillip, Die neue Geschichte aus dem alten Archiv. Geschichtsforschung und Arkanpolitik in Mitteleuropa, ca. 1800-ca. 1850, in: Historische Zeitschrift 299 (2014), 36-69.
Fazekas, István, A Haus-, Hof- und Staatsarchiv Magyar Vonatkozású Iratai (Budapest 2015).
Verfasser:Just, Thomas
 

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