AT-OeStA-HHStA SB Nl Bourgoing Bourgoing: Nachlass, 1877-1968 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA-HHStA SB Nl Bourgoing
Titel:Bourgoing: Nachlass
Entstehungszeitraum:1877 - 1968
Stufe:Bestand

Angaben zum Umfang

Archivalienart:Akten
Anzahl:8

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Jean de Bourgoing
Verwaltungsgeschichte:Am 24. Dezember 1968 verschied in Wien, kurz vor Vollendung seines 91. Lebensjahres, der österreichische Historiker Jean de Bourgoing. Mit ihm starb einer der ältesten und fleißigsten Forscher aus dem Benützerkreis des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchis, dessen Arbeit äußerst ergiebigen Niederschlag in der Forschung gefunden hat.

Bourgoing wurde am 30. Dezember 1877 in Budapest geboren, wo sein Vater als französischer Generalkonsul wirkte. Er entstammte - wie der Name verrät - einem alten burgundischen Geschlecht, das bereits am Anfang des 12. Jahrhunderts in der Gegend von Nevers urkundlich nachweisbar ist. Vom 14. Jahrhundert bis zur Französischen Revolution führte die Familie die Prädikate Seigneurs du Vernay, de la Douee et de Sichamps. Viele Sprossen seines Geschlechts haben in Frankreich dem König, dem Staat und der Kirche in gehobenen Stellungen gedient; auch gab es einen namhaften Theologen seines Namens. Sein Werk als Historiker haben jedoch die Lebensschicksale seiner unmittelbaren Vorfahren bestimmt. Sein Urgroßvater war noch im Ancien Regime von der Armee in die Diplomatie übergetreten und hat auch unter der Republik und im ersten Kaiserreich gedient. Er stand in nahen Beziehungen zu Talleyrand und fand besonders in deutschen Fragen Verwendung. Auch sein Sohn, der Großvater Bourgoings, kämpfte zunächst unter Napoleon in Russland, erlebte den Brand und den Rückzug von Moskau und die Befreiungskriege. Unter den Bourbonen nahm ihn Talleyrand in den diplomatischen Dienst auf, wo er seine Karrieree auch unter dem Bürgerkönig und Napoleon III. fortsetzen konnte. Auch der Vater unseres Historikers stand in diplomatischen Diensten des Zweiten Kaiserreiches und der Dritten Republik. In den kritischen Jahren 1866 und 1870 war der junge Legationsrat in Wien, wo er offenbar bei Beust besonderes Ansehen genoss. Von hier ging er 1876 als französischer Generalkonsul nahc Budapest. Bereits 1874 hatte er die Gräfin Therese Kinsky in Wien geheiratet, die Mutter Jean de Bourgoings.

Die Familie ließ sich nach dem Abschied des Vaters aus dem Dienst dauernd in Wien nieder. Bourgoing wuchs in den Kreisen des Wiener Hochadels vor der Jahrhundertwende auf und genoss eine gediegene Bildung und die vielseitige Erziehung eines Kavaliers der alten Schule. Nachdem er in einem französischen Dragonerregiment eine harte und lange Rekrutenausbildung überstanden hatte, entschloss er sich endlich nach langem Schwanken, für die österreichische Staatsbürgerschaft zu optieren. Im Ersten Weltkrieg diente er in einem österreichischen Husarenregiment, zuletzt als Rittmeister.

So sehr er sich zur Habsburgermonarchie hingezogen fühlte, deren Untergang ihn tief schmerzte, so sehr blieb er jedoch auch seiner alten Heimat treu. Dies hat vor allem in seinem historischen Werk seinen Niederschlag gefunden.

Seine umfassende Bildung und seine ausgedehnten Interessen ließen ihn in seinen ersten Publikationen, die bald nach dem Ersten Weltkrieg erschienen, sich zunächst mit Themen der bildenden Kunst beschäftigen. Bald wandte ersich aber seinem Hauptinteressengebiet zu, das für ihn bis zum Lebensende maßgebend blieb: in den vielfältigen Studien zu den Biographien von Marie Louise und besonders des Herzogs von Reichstadt vereinigte Bourgoing gleichsam seine Neigung zu seinen - wie er sie selber nannte - beiden Stammländern und seine Sympathien für die Dynastien Österreich und Bonaparte.

In diesen zahlreichen Arbeiten unterschied sich Bourgoing freilich in vieler Hinsicht und sehr vorteilhaft von Autoren ähnlicher höfischer Themen. Er war in erster Linie Quellenforscher, der es immer wieder verstand, neue Unterlagen aufzuspüren, und zu erschließen.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich.
Reproduktionsbestimmungen:Darf kopiert werden
Sprache:Deutsch, Französisch

Angaben zu verwandtem Material

Veröffentlichungen:Auswahl aus dem historischen Oeuvre von Jean Bourgoing:

Papiers intimes et Journal du Duc de Reichstadt (Paris 1929)
Le fils de Napoleon (Paris 1932)
Le coeur de Marie Louise. 2 Bände (Paris 1933 und 1938.
Prokesch-Osten. Mes relations ave le Duc de Reichstadt (Paris 1934)
Le Roi de Rome (Paris 1834)
Das Herz der Kaiserin (Berlin 1937)
Talleyrandiana in Revue de Paris 45 (1938)
Vom Wiener Kongreß (Wien 1943)
J. K. Moll, Die letzten Tage des Herzogs von Reichstadt (Wien 1947)
Marie Louise von Österreich (Zürich 1949)
Briefe Kaiser Franz Josephs an Frau Katherina Schratt (Wien 1949)
Anderer Zeiten, Rückblick vor dem Abschied (Wien 1964)
 

Deskriptoren

Einträge: Bourgoing, Jean de (1877-1968), Österreich, Schriftsteller (30.12.1877-24.12.1968) (Person\Wissenschafter)
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1998
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1245
 

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