AT-OeStA/HHStA MEA Mainzer Erzkanzlerarchiv, 1486-1806 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/HHStA MEA
Titel:Mainzer Erzkanzlerarchiv
Entstehungszeitraum:1486 - 1806
Stufe:Bestand

Angaben zum Umfang

Anzahl:2734
Archivalienart:Akten und Geschäftsbücher

Angaben zum Kontext

Verwaltungsgeschichte:Neben dem Reichsoberhaupt selbst war der Reichserzkanzler, der Kurfürst von Mainz, als nomineller Vorstand der Reichshofkanzlei die zweite beherrschende Gestalt der Reichsbürokratie. In Mainz bildete sich daher auch — früher als am Kaiserhof — ein „Reichsarchiv“ aus, das von der kurfürstlich mainzischen Kanzlei verwaltet wurde. Grundstock des Mainzer Erzkanzlerarchivs war das aus der zunehmend formalisierten, von der Mainzer Kanzlei betreuten Geschäftstätigkeit der Reichstage hervorgehende Schriftgut.
Im Juli 1782 wurde dieses — übrigens schon damals für die wissenschaftliche Benützung zugängliche — „Reichsarchiv“ von den kurmainzischen Archivalien im engeren Sinne geschieden und der Obsorge eines eigenen Archivars anvertraut. Die innere Verwaltung des Kurfürstentums betreffende Archivalien blieben im Landesarchiv zurück. An das Reichsarchiv fiel auch das aus der Funktion des Mainzer Kurfürsten als kreisausschreibender Fürst des kurrheinischen Kreises hervorgegangene Geschäftsschriftgut.
Archivierungsgeschichte:1792 und wieder 1794 mußten die Mainzer Archive vor den anrückenden Franzosen geflüchtet werden. Zunächst kamen Reichsarchiv und Landesregierungsarchiv in das kurfürstliche Schloß nach Aschaffenburg und 1818 nach Archivteilungsverhandlungen (vgl. AB 143) zwischen Österreich als Bundessachwalter und den Bayern als neuen Herren in Aschaffenburg in das Deutschordenshaus nach Sachsenhausen. Namentlich das Erzkanzlerarchiv galt als „Eigentum des ehemaligen deutschen Reiches“, war damit nicht Teil der Mainzer Erbmasse und wurde daher auch nicht an Bayern ausgeliefert; letzteres erhielt nur die auf sein Territorium bezüglichen Mainzer Akten.
Im April 1852 schließlich gelangten die in Sachsenhausen ganz unzureichend untergebrachten Mainzer Archivalien auf Initiative Joseph Chmels nach Wien — nicht ohne Auseinandersetzungen vor allem mit Preußen über die umstrittenen Rechtsverhältnisse: das Erzkanzlerarchiv konnte ja in der Tat der gegenüber Bayern gebrauchten Argumentation folgend als Bundeseigentum aufgefaßt werden, und Preußen erwog eben zu dieser Zeit den Plan einer Vereinigung des Erzkanzlerarchivs und der Reichskammergerichtsakten an einem Ort. Hier wurde das Mainzer Material zunächst im Laurenzergebäude untergebracht.
In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts hat J. A. Tomaschek, später Professor für Rechtsgeschichte an der Universität Wien, das Erzkanzlerarchiv in die heutige, dem Muster der Wiener Reichsbestände folgende Ordnung gebracht (AB 145; auf Tomascheks Grundlagen sodann AB 247/1-3 Zettelkatalog mit Namensindex infolge der Neubearbeitung durch Wilhelm Klemm und Johann Paukert).
Das ebenfalls von Tomaschek geordnete Landesregierungsarchiv (218 Faszikel) wurde 1884 an Preußen und Hessen ausgeliefert, allerdings ohne die Mainzer Kirchensachen (Ecclesiastica), die Tomaschek dem Landesregierungsarchiv angeschlossen hatte. Bereits 1858 waren Hessen betreffende Teile des Landesregierungsarchivs abgetreten worden.
Standeserhöhungsakten aus dem Erzkanzlerarchiv gelangten 1906 an das „Adelsarchiv“ des Ministeriums des Inneren, kamen aber 1933 wieder zurück.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Das Mainzer Erzkanzlerarchiv bietet entsprechend der breitgefächerten Zuständigkeit des Erzkanzlers Material zu vielerlei Fragen und Problemen der Reichsgeschichte auf oberster Ebene, aber auch zur Geschichte des Kurrheinischen, Oberrheinischen, Fränkischen und Westfälischen Kreises, zur Mainzer Außenpolitik (Korrespondenz) sowie — in Folge unvollkommener Scheidung — zur inneren Geschichte des Kurfürstentums selbst (Geistliche und Kirchensachen, teilweise auch Militaria). Einzelne Segmente des Mainzer Erzkanzlerarchivs ergänzen unmittelbar die gleichnamigen Bestände der Bestandsgruppe Reichskanzlei, so etwa die Mainzer Wahl- und Krönungsakten, die Reichstagsakten oder die Friedensakten.
Aus der Stellung des Mainzer Kurfürsten als Kurerzkanzler und nomineller Vorstand der Reichshofkanzlei erwuchs auch in den Mainzer Kanzleien wichtiges Material zur inneren Organisation der Reichskanzlei (Reichskanzlei und Taxamt). Ähnliches gilt für das Reichskammergericht (Ernennung, Absetzung und Beurlaubung der Kanzleibeamten in Wetzlar).
Ordnung und Klassifikation:Der Bestand ist über weite Strecken in die gleichen Serien gegliedert wird die Reichskanzlei.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich.
Sprache:Deutsch
Findhilfsmittel:Archivbehelfe der Gruppe III. — Editha Bucher (Hrsg.), Inventar des Aktenarchivs der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz 1: Inventar des Mainzer Erzkanzler-Archivs im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien aufgrund des Verzeichnisses von Wilhelm Klemm (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 54; Koblenz 1990) bietet auf der Grundlage von AB III/1 (alt 247, 1-3; Zettelkatalog von Klemm) eine bis auf Konvolutebene reichende und daher für die meisten Bestellungen ausreichende Übersicht über den Bestand. Die meisten übrigen Archivbehelfe sind Kanzleibücher der Mainzer Kanzlei.

Angaben zu verwandtem Material

Veröffentlichungen:Kaiser, S. 211-214. — Gesamtinventar Bd. 1, S. 375-390. — A. Laufs, s.v. Erzämter. In: HRG Bd. 2, Sp. 1011-1015. — Leopold Auer, Das Mainzer Erzkanzlerarchiv. Zur Geschichte der Bestände und ihrer Erschließung. Editha Bucher (Hrsg.), Inventar des Aktenarchivs der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz 1: Inventar des Mainzer Erzkanzler-Archivs im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien aufgrund des Verzeichnisses von Wilhelm Klemm (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 54; Koblenz 1990) XVII-XXIX. — Über das Mainzer Landesregierungsarchiv siehe Aloys Schwersmann, Inventar des Aktenarchivs der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz 2: Inventar des Mainzer Regierungsarchivs (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 55; Koblenz 1990) — Susanne Schlösser, Wahl und Krönungsakten des Mainzer Reichserzkanzlerarchivs 1486-1711 (Geschichtliche Landeskunde 39; Stuttgart 1993).
Website:Datenbank Reichserzkanzlerarchiv
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
AT-OeStA/HHStA StK Interiora Archiv 4-1-59 Weisung des Ministeriums des Äußern an das Staatsarchiv sich über das Begehren der hessischen Regierung zur Mitteilung der Repertorien des Mainzer Erzkanzlerarchivs zu äußern, 1854.08.09 (Einzelstück (Aktenstück, Bild, Karte, Urkunde))

siehe auch:
AT-OeStA/HHStA StK Interiora Archiv 4-1-61 Bericht des Staatsarchivs an das Ministerium des Äußern über den Wunsch der hessischen Regierung um Mitteilung der Repertorien des Mainzer Erzkanzlerarchivs, 1854.08.16 (Einzelstück (Aktenstück, Bild, Karte, Urkunde))
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1836
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=254
 

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