AT-OeStA/KA MBeh ObSchiff Oberst-Schiffamt (ObSchiff), 1692-1746 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/KA MBeh ObSchiff
Titel:Oberst-Schiffamt (ObSchiff)
Entstehungszeitraum:1692 - 1746
Stufe:Bestand

Angaben zum Umfang

Anzahl:3
Archivalienart:Buch

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Oberst-Schiff- und Brückenmeisteramt
Verwaltungsgeschichte:Das schon ab den 1540er Jahren zunächst als „Schiffmeisteramt“ genannte Oberst (oder Obrist-)-Schiff- und Brückenamt hatte, obwohl der Oberstschiffmeister 1558 dem Hofkriegsrat untergeordnet wurde, keinen ausschließlich militärischen Charakter und darf nicht als Zentralbehörde für das frühe Seekriegswesen der Habsburgermonarchie mißverstanden werden. Es war neben der Instandhaltung der durchaus beträchtlichen Flußschiff-Flottille, meist Zillen und Plätten (1740: 842 Fahrzeuge), und der Beförderung von Truppen, Kriegsgerät oder Proviant auf dem Stromnetz der Habsburgermonarchie auch für die Einhebung der Überfuhr- und Brückengelder zuständig, ebenso für den Verwaltungs- und Strompolizeidienst oder den Salztransport auf Donau und Theiß. Hinzu kam die Aufsicht über die schiffamtlichen Waldungen (z. B. bei Scharnstein in Oberösterreich). Im Krieg stellte es außerdem das Material für Schiff- oder Kriegsbrücken (stabile Brücken und Feldkriegsbrücken, Blech- und Holzpontons) an wichtigen Flußübergängen samt dem Zugvieh für den Gegentrieb bereit. Zugleich besorgte es die Schiffahrten des Kaiserhofes zu den Landtagen nach Preßburg oder auch zu Jagdpartien.
Das Obrist-Schiff- und Brückenamt war ab dem Ende des 16. Jahrhunderts nicht nur dem Hofkriegsrat, sondern auch (allerdings nur bis 1749) der Hofkammer und ab Mitte des 17. Jahrhunderts auch dem Generalkriegskommissariat unterstellt und unterhielt unter dem Kommando von Bruckhauptleuten oder Bruckleutnants Filialen an wichtigen Flußstationen, an denen ständige Schiffbrücken bestanden.
Stationen (Schiffämter) des Oberstschiffamtes waren um 1740: Stein bei Krems, Traismauer, Tulln, Korneuburg, Klosterneuburg, Preßburg, Raab, Komorn, Gran (bis 1745), Pest, Baja, Uj Palanka, Peterwardein, Pancsova, Esseg, Szegedin, Zenta, Titel und Temesvár.
An der Spitze des Amtes stand der Oberstschiffamtsobristleutnant – ein Obrist-Schiffmeister wurde ab 1600 nicht mehr ernannt – mit (1740) Sitz in Wien-Leopoldstadt „am Tabor“ und einem winzigen Personalstab. Spätestens seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts war der Kommandant des Oberstschiffamtes ein Generalmajor. Über die Stationen in Ungarn führte der bis Ende des 17. Jahrhunderts gänzlich selbständige, dann mit dem Oberstschiffamtsobristleutnant in Personalunion verbundene Oberbruckhauptmann in Preßburg die Aufsicht.
In Friedenszeiten unterstanden Oberstschiffamt und Pontonierbataillon dem Hofkriegsrat, in ökonomischen, also kommissariatischen Belangen und hinsichtlich der Jurisdiktion waren beide an das Niederösterreichische Generalkommando gewiesen. 1828 bestanden Schiffämter und schiffämtliche Posten in Scharnstein, Prag, Preßburg, Komorn, Pest, Szegedin, Esseg, Peterwardein, Semlin, Temesvár, Sissek und Mantua.
Das 1758 im Verband der Stabstruppen des Generalquartiermeisterstabes geschaffene Pionierbataillon übernahm etwa mit seiner Laufbrückenausrüstung einen Teil der Aufgaben des Oberstschiffamtes, ehe es 1761 aufgelöst und dann für den Bayerischen Erbfolgekrieg 1778-1779 kurzfristig wieder aufgestellt wurde. Erst seit 1809 bestand ein stabiles Pionierkorps auch in Friedenszeiten (30.11.1809).
Nach dem Siebenjährigen Krieg hatte sich das Oberstschiffamt auch mit der Reaktivierung des Schiffsarmements zu beschäftigen, also mit regelrechten Flußschiffen. In Klosterneuburg wurde eine Schiffswerft errichtet.
Die Organisation des k.k. Militärbrückenwesens wurde schließlich durch die Gründung des Pontonierbataillons (mit Hauptquartier in Klosterneuburg) mit allerhöchster Entschließung vom 10.6.1767 wesentlich verändert. Die Oberleitung über das Pontonierbataillon kam dem Oberstschiffamt zu.
Mit allerhöchster Entschließung vom 27.1.1843 wurde das Oberstschiffamt (zuletzt „Oberstes Militärschiffamt und Pontonier-Bataillon“) aufgelöst, sein Personal samt dem Pontonierkorps dem Pionierkorps eingegliedert.

L i t e r a t u r u n d Q u e l l e n : KA, Mémoires XV-24 (Aufsatz über das Oberstschiffamt und die nachgeordneten Dienststellen, 1749). Reglement für das Personal des Oberstschiffamtes (1780; nur teilweise erhalten); Feldzüge des Prinzen Eugen, Bd. I/1, S. 200-202; Oesterreicherischer Erbfolgekrieg Bd. 1, S. 348-350; Bergmayr, Ignaz Franz: Kriegs- und Marine-Verfassung des Kaiserthums Oesterreich. Wien 1842, Teil 1, § 158; Brinner, Wilhelm: Geschichte des k.k. Pionier-Regimentes in Verbindung mit einer Geschichte des Kriegsbrückenwesens Bd. 1/1 und 1/2, Wien 1878.
Archivierungsgeschichte:Das Archiv des Oberstschiffamtes ist nicht erhalten geblieben. Der kleine Bestand wird heute von einem Kopialbuch des Schriftenauslaufs des Schiffamts für die Zeitabschnitte Juli 1692 bis Juli 1693 und Januar 1700 bis Februar 1702, das mit Bibliotheksgut des Pionierkorps (Offiziersbibliothek des Pionierregiments Signatur 2747) an das Kriegsarchiv kam (zunächst an die Bibliothek, im Juli 1949 an das Archiv selbst), und zwei Bänden „Inventar und Rechnungslegung des Oberstschiff- und Brückenamtes 1741-1746“ gebildet, die erst im Juli 1954 den Mémoires (Abt. XV/68) entnommen und hier zugelegt wurden. Ein Faszikel Schiffarmementsakten 1738-1741 (Korrespondenzbruchstücke der Schiffamtsabteilungen Peterwardein und Belgrad) wurden um 1840, soweit für aufbewahrungswürdig befunden, in die Hofkriegsratsregistratur eingeteilt.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Schriftgut zum Geschäftsverkehr und zur Finanzgebarung
Neuzugänge:Nicht zu erwarten.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Frei zugänglich.
Reproduktionsbestimmungen:Geschäftsbücher können nur mikroverfilmt oder photographiert werden.
Sprache:Deutsch

Angaben zu verwandtem Material

Verwandtes Material:Durch die Unterordnung unter den Hofkriegsrat HKR Akten Rubrik 104 (1753-1761), Rubrik 54 (1767-1768 und 1777-1801), Rubrik 85 (1770-1776), Rubrik 98 (1769). Armeeschemata Akten 10 1/3 (Liste der Schiffbrückenoffiziere und Gemeinen-des Feld-Schiffbrückenamts im Reich, 1703). Memoires XVI. Zuwachsprotokoll MS/KA 3, fol. 452 nennt ein Reitbuch des Oberstschiffamtes aus dem Jahre 1666, geschenkt (1879) von Offizial Janko (Verbleib unbekannt). Mehrere Instruktionen im Hofkriegsrätlichen Kanzleiarchiv Gruppe IXd. Schiffamtsrechnung 1666 unter AFA 1666-XIII-14 (gebunden).
Veröffentlichungen:Inventar Bd. 1, S. 136

© Michael Hochedlinger (ÖStA)
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1776
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4785
 

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