AT-OeStA/FHKA NHK Kommerz Kommerz, 1749 - 1848 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/FHKA NHK Kommerz
Titel:Kommerz
Entstehungszeitraum:1749 - 1848
Stufe:Bestand
Frühere Signaturen:Bestand Nr. 29

Angaben zum Umfang

Anzahl:1582
Archivalienart:Akten und Geschäftsbücher

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Hofkammer
Verwaltungsgeschichte:Nachdem schon die Geschäftseinteilung für die Hofkammer von 1714 eine interne Sonderbehandlung der "Mauten, Posten und Commercien" vorgesehen hatte, wurde mit Handschreiben vom 6. April 1746 im "Universalkommerziendirektorium" erstmalig eine eigene Kommerzzentralstelle eingerichtet. Von da an setzt ein Wechsel in der Zuteilung der Kommerzagenden ein, der alle Möglichkeiten, von der vollständigen Selbstständigkeit bis zur gänzlichen Einverleibung, einmal in die Hofkanzlei, dann wieder in die Hofkammer, erschöpft: Ende 1753 wurde das Kommerziendirektorium dem "Directorium in publicis et cameralibus" angegliedert, 1762 als "Kommerzienrat" wieder selbständig gestellt. 1765 wurde die Kommerzstelle mit der Hofkanzlei in der Weise vereinigt, "dass zwar die böhmisch-österreichische canzley und der commercienrath abgesönderte stellen verbleiben, jedoch beyde unter der oberdirection und dem praesidio eines zeitlichen obristen canzlers stehen" sollten. 1771 wurde der Kommerzienrat als selbständiges Departement der Hofkammer unterstellt, ein Zustand, der bis 1776 währte, in welchem Jahre er unter Beseitigung der selbständigen Behandlung seiner Agenden der Hofkanzlei inkorporiert wurde. Unter Joseph II. wurden die Kommerzsachen von der 1782 geschaffenen "Vereinigten Hofstelle" betreut. Leopold II., der die "Vereinigte Hofstelle" zerschlug, überwies sie der Kammer, Franz II. legte politische Verwaltung und Finanzen im "Directorium in cameralibus et in publico-politicis", das auch die Commercialia zu besorgen hatte, 1792 neuerlich zusammen, trennte sie 1797 wieder und errichtete für die Kommerz-, Kameral- und Bankalsachen eine Finanzhofstelle, griff 1801 nochmals auf schärfste Zentralisation zurück, indem er Kammer, Banko und Kommerz mit der Hofkanzlei zusammenschloss, um schon im nächsten Jahre politische Verwaltung und Finanzen wieder zu trennen, wobei die Kommerzagenden zur Kammer geschlagen wurden.
Diese kurzen Andeutungen über das wechselvolle Schicksal der Kommerzgegenstände dürften genügen, um so mehr, als die im Hofkammerarchiv verwahrten Kommerzakten in ihrer registraturmäßigen Gliederung die wiederholten Änderungen in der Verwaltung in keiner Weise widerspiegeln.
Auch die 1814 erfolgende Aufgabe der ländermäßigen Unterteilung hat keine verwaltungsgeschichtliche Ursache. Hingegen drückt sich die 1816 eingetretene Änderung in der Behandlung der Kommerzsachen auch in den Archivbeständen klar aus. Mit Vortrag vom 28. Juni 1816 stellte Graf Philipp Stadion, damals Finanzminister, den Antrag, eine Hofkommission zur Regelung der Kommerzangelegenheiten der gesamten Monarchie ins Leben zu rufen. Und zwar sollte sie sich vornehmlich damit beschäftigen, „die Verhältnisse des Handels und der Industrie in ihren Beziehungen gegeneinander und gegen fremde Staaten zu erforschen, um sich eine klare, vollständige Kenntnis und Üb ersicht zu verschaffen. Sodann hat sie die Vorschläge zu erstatten, wie die verschiedenen kommerziellen Interessen der einzelnen Teile der Monarchie zu vereinigen wären und welche Grundsätze das Handelssystem des gesamtem Staatskörpers befolgen solle, ferner die Regulierung des Mautsystems im allgemeinen sowie die Zolltarife in Antrag zu bringen“. Dagegen verblieben die laufenden Kommerzgegenstände bei der Hofkammer. Mit a.h. Entschließung vom 17. April 1824 wurde die Kommission aufgehoben und ihre Agenden an die Kammer zurückgeleitet.
Archivierungsgeschichte:Die neben den "politischen" Archivalien der Hofkanzlei bei den eigentllichen zentralen Kommerzstellen erwachsenen Akten verwahrt in vollem Umfange das Hofkammerarchiv. Provenienzmäßig durchaus zutreffend, denn bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, da die überströmende Fülle der Agenden zu einer Verselbständigung einzelner Tätigkeitszweige führte, waren die Angelegenheiten des Handels, des Gewerbes und der Industrie in höchster Instanz der Hofkammer, als einem umfassenden Wirtschaftsministerium, anvertraut und sich in den großen, chronologisch geordneten Aktenreihen des Bestandes „Hoffinanz“ zu finden.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Die "Commercialia", d.h. alle Beziehungen, die sich zwischen den individuellen Tätigkeitsbereichen des Handels, des Gewerbes und der Industrie einerseits und der im Staate verkörperten Gesamtheit anderseits ergeben, weisen naturgemäß nach zwei Seiten: nach einer rein wirtschaftlichen, die von den ausschließlich mit der Entwicklung und Förderung des „Commerciums“ betrauten Behörden vertreten wird, und einer allgemein "politischen", deren Wahrung der jeweils obersten Verwaltungsstelle anheim gegeben ist. Dem entspricht es, dass auch in Zeiten, da die Kommerzsachen von einer eigenen Hofstelle betreut wurden, die Hofkanzlei (das Directorium oder wie die oberste politische Stelle sonst hieß) einen maßgeblichen Einfluss auf die Gegenstände des Handels, des Gewerbes und der Industrie behielt, dessen aktenmäßigen Niederschlag das Staatsarchiv des Inneren und der Justiz als Archiv der alten Hofkanzlei verwahrt. Die politischen Kompetenzen erfassten namentlich das für die neuzeitliche Wirtschaftsentwicklung so bedeutungsvolle Privilegienwesen und die Promulgierung allgemeiner Ordnungen; dass die mehrfach versuchte Ausschaltung der Kanzlei immer wieder misslang, hatte seinen Grund in ihrer Schlüsselstellung zwischen den ihr untergebenen Länderstellen und den zentralen Kommerzbehörden.
Der Bestand teilt sich bis 1813 in zwei Gruppen: in das "alte Kommerz" bis 1786 und das landschaftlich aufgespaltene "neuere Kommerz". Die Zeitgrenze 1768/1769 ist verwaltungsgeschichtlich bedeutungslos und nicht einmal aus den be Aktengruppen selbst, sondern nur aus ihren Behelfbüchern deutlich zu entnehmen. Und wie zeitlich, überdecken sich altes und neueres Kommerz auch inhaltlich. Bestimmend für die Scheidung scheint ausschließlich der im Jahre 1768 gefasste Entschluss einer künftighin durchzuführenden Untergliederung der Kommerzregistratur nach Ländergruppen gewesen zu sein, wobei der Anschluss von Vorakten aus dem "alten Kommerz" in der Registratur die Zeitgrenze zwischen dem alten und dem jüngeren Bestand schließlich gänzlich verwischte.
Auch die 1814 erfolgende Aufgabe der ländermäßigen Unterteilung hat keine verwaltungsgeschichtliche Ursache. Hingegen drückt sich die 1816 eingetretene Änderung in der Behandlung der Kommerzsachen auch in den Archivbeständen klar aus. Die danach erfolgte organisatorische Teilung und Wiedervereinigung spiegeln die Serien "Kommerz-Kommission" (1816-1824), "Kommerz-Präsidium" (1816-1824) mit den Präsidialakten der Kommission, und "Kommerz-Kammer" (1814-1848).
Die Serie "Navigationsakten" gehört ihrer Herkunft nach durchaus hierher, da sie den Niederschlag einer in den Jahren 1770-1789 bei der Kommerzzentralstelle tätigen Unterkommission darstellt. Gegenstand der Verhandlungen dieser Kommission waren alle außerböhmischen Flussschifffahrtsangelegenheiten. Aufgeschlossen werden die Akten durch fünf Bände Protokolle denen Indizes vorgebunden sind.
Der Fonds "Schiffbarmachung der Moldau und Elbe" ist bei der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei in den Jahren 1761-1782 erwachsen, und zwar als Niederschlag einerseits ihrer Tätigkeit für die damals in Angriff genommenen Regulierung der Moldau und Elbe, sowie auch des Verkehrs der Kanzlei mit der diese Arbeiten durchführenden böhmischen Navigationskommission. Für diese Angelegenheiten wurden ein eigenes Protokoll und ein eigener Index geführt, die in drei Bänden erhalten sind.
Die gleichfalls im Rahmen der Kommerzakten aufgestellten Akten der "Zentralorganisierungshofkommission", die zur Errichtung der in der Franzosenkriegen verloren gegangenen, 1813-1814 aber wieder gewonnenen Provinzen mit Handschreiben vom 31. Juli 1814 bestellt wurde, sind die Registratur einer besonderen Abteilung dieser Kommission. Unter der Leitung des Hofrates bei der Hofkammer Johann Baptist Rinna von Sarenbach wurden hier die Kommerz-, Schifffahrts- und Konsulargegenstände der italienischen Provinzen bearbeitet. Die Akten erstrecken sich über den Zeitraum vom 7. August 1814 bis 22. September 1816. Das im Departement geführte Protokoll samt Index ist erhalten.
Bewertung und Kassation:In der Serie "Kommerz Litorale" wurden die Faszikulaturen 29, 30 und 31 (Bauwesen in Fiume, Zengg und Carlopago) an den Hofkriegsrat abgetreten
Ordnung und Klassifikation:Die Unterteilung des Bestandes in insgesamt 14 Serien spiegelt die abwechslungsreiche Verwaltungsgeschichte wider: die Serien sind zumeist nach Sachbetreffen geodnet, innerhalb derer die Akten chronologisch nach Zahlen liegen. Nur die Serien "Zentralorganisierungshofkommission" und "Kommerzkammer" sind reine Zahlenregistraturen.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich.
Reproduktionsbestimmungen:Gemäß § X (Nutzung von Archivgut durch Anforderung von Reproduktionen) und § XIV (Entgelte) der Benutzungsordnung des Österreichischen Staatsarchivs (§ 10 Bundesarchivgesetz)
Sprache:Deutsch, Latein, Ungarisch
Italienisch
Findhilfsmittel:Indizes und Protokolle, Resolutions- und Normalienbücher

Angaben zu verwandtem Material

Veröffentlichungen:Friedrich Walter: Inventar des Wiener Hofkammerarchivs. Wien 1951 (erschienen in der Reihe "Publikationen des Österreichischen Staatsarchivs", II. Serie "Inventare österreichischer Archive", Bd. VII, hrsgg. von der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs)
A. Beer: Die Finanzverwaltung Österreichs 1749-1816. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichte, Bd. 15, Wien 1894
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1878
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1978
 

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