AT-OeStA/AdR BKA BKA2Rep Präs Figl Komitee Ministerkomitee Ing. Figl, 1946-1954 (Serie)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/AdR BKA BKA2Rep Präs Figl Komitee
Titel:Ministerkomitee Ing. Figl
Entstehungszeitraum:1946 - 1954
Entstehungszeitraum, Anm.:Einzelne Geschäftsfälle gehen bis 1954
Stufe:Serie

Angaben zum Umfang

Anzahl:55

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Figl-Minister-Komitee im Bundeskanzleramt/Präsidium
Verwaltungsgeschichte:Bundeskanzler Ing. Leopold Figl erteilte am Montag, dem 21. Jänner 1946, die Weisung an die Bundesverwaltung und an die Landeshauptleute, eine schriftliche Befragung aller öffentlichen Bediensteten, von der I. bis zur III. Dienstklasse, betreffend der NS-Zeit sogleich durchzuführen. Am nächsten Tag, am 22. Jänner 1946, setzte die Bundesregierung im Ministerrat ein Ministerkomitee unter Leitung des Bundeskanzlers ein, um dem Alliierten Rat glaubhaft zu machen, dass man die De- bzw. Entnazifizierung ernsthaft betreiben werde. Dieses Ministerkomitee hatte die Aufgabe, die leitenden Stellen im Staat und in der Wirtschaft einer Entnazifizierung zu unterziehen. Der Bereich im öffentlichen Dienst umfasste nun Bedienstete der I. bis zur IV. Dienstklasse.

Das formierte Ministerkomitee bestand aus Bundeskanzler Ing. Leopold Figl, als Vorsitzenden, und aus Vizekanzler Dr. Adolf Schärf sowie den Bundesministern Dr. Oskar Helmer, Dr. Karl Gruber, Dr. Karl Altmann und Staatssekretär Ferdinand Graf. Bei der Arbeit wurde das Ministerkomitee durch ein Beamtenkomitee unterstützt.
Zur Aufgabe hatte das eingesetzte Ministerkomitee, „die leitenden Stellen in Staat und Wirtschaft von Nazielementen“ in kürzester Zeit zu säubern. Überprüft wurden hierauf neben den Beamten, wie schon erwähnt, Funktionäre und Beamte öffentlich rechtlicher Körperschaften und Verbände bis zum Abteilungsleiter sowie gleichwertige Personen in der Privatwirtschaft. Gemeint waren hierbei Aufsichtsratsmitglieder, Vorstandsmitglieder, Generaldirektoren, Prokuristen, Abteilungsleiter und äquivalente Angestellte mit Dispositionsbefugnis sowie öffentliche Verwalter. An diese Personengruppen waren im Jänner 1946 Fragebögen ausgesandt worden, welche ausgefüllt retourniert werden mussten. Die Korrektheit ihrer Angaben mussten die bezüglichen Personen mit der Unterschrift bestätigen. Die gesammelten Fragebögen wurden dem Komitee übermittelt, wobei man hiervon primär Erfassungslisten und Ergebnislisten der belasteten Personen der Aktion erstellte.

Die vorgegebene Richtlinie war, dass alle Illegalen im Sinne des Verbotsgesetzes zu entlassen sind. Vom Dienst zu entheben waren alle Mitglieder oder Anwärter der NSDAP, der SS und SA, mit Ausnahme der Betriebs-SA, und alle Kollaborateure. Ausgenommen wurden nur jene aus dieser Aufzählung, die von der Parteianwartschaft abgelehnt oder aus der Partei ausgeschlossen und von dieser verfolgt wurden. In Zweifelsfällen diente die Zuerkennung des Wahlrechtes für die Nationalratswahl vom 25. November 1945.
Archivierungsgeschichte:vide BKA

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Akten, Fragebögen und Listen der und über die betreffenden Personen.
Bewertung und Kassation:Bedingt durch zentrale Erfassung ergibt es ein gutes Bild über die in Österreich damals führenden Personen als auch noch über die in Österreich befindlichen Nationalsozialisten(Innen). Da ein Teil des Schriftgutes von diesem Komitee stammt und es keine kanzleimäßige Erfassung gab, ist ein Fehlbestand oder eine Kassation nicht erkennbar.
Ordnung und Klassifikation:Die Unterlagen, Fragebögen und Akten der möglichen belasteten Personen wurden nach Ressort, Bundesländer und Berufsgruppen abgelegt sowie in Listen verzeichnet zusammengefasst. Dieses gesammelte Material umfasst heute 39 Kartons Schriftgut.
Jenes Schriftgut, welches die nicht belasteten Personen betrifft und bei der generellen Erfassung aller betreffenden Dienstnehmer im Präsidium des Bundeskanzleramts bearbeitet wurde, liegt in den Kartons 40 bis 55 ein. Es ist nach Geschäftszahlen und Jahr abgelegt. Der Zugang ist über die Indizes des Bundeskanzleramts, Präsidium möglich. Außerdem befinden sich im Karton 39 Anfragen über Personen bis 1954, welche für eine Titelverleihung vorgesehen waren. Somit war vorgesorgt worden, dass man keinem Nazielement eine Honorierung durch die Österreichische Regierung erteilte.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich.
Sprache:Deutsch
Findhilfsmittel:im AIS
Findmittel-Datei:

Angaben zu verwandtem Material

Verwandtes Material:Liquidator im Bundeskanzleramt; Sonderkommissionen in den Ressorts
Veröffentlichungen:Dieter Stiefel, Entnazifizierung in Österreich, 1981; Wolfgang Kos, Zur Entnazifizierung der Bürokratie. In: Verdrängte Schuld, verfehlte Sühne. Entnazifizierung in Österreich 1945-1955. Hrsg. Von Sebastian Meissl, Klaus-Dieter Mulley und Oliver Rathkolb. Wien 1986; Schuster Walter, Die Entnazifizierung des Magistrates Linz. In: Entnazifizierung und Wiederaufbau in Linz = Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1995. Linz 1996
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1984
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=5567
 

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